Der offene Treff in der Jugendkirche Chemnitz vor dem Aus?
Auch wir vom Offenen Kinder- und Jugendtreff in der Jugendkirche Chemnitz gehören den vielen Projekten, die vom Jugendamt der Stadt Chemnitz nicht mehr zur Förderung im kommenden Jahr vorgeschlagen werden sollen. Der Grund dafür: im Jugendhilfe-Haushalt der Stadt fehlen reichlich 1,5 Millionen Euro. Präventive Angebote scheinen hier am ehesten dafür geeignet zu sein, weggekürzt zu werden.
Abgesehen davon, dass Kürzungen im präventiven Bereich nur kurzfristig eine finanzielle Entlastung der Stadtkasse darstellen und sich Problemlagen von Kinder- und Jugendlichen oftmals verschärfen, wenn das frühzeitige Erkennen und Handeln fehlt, würde unsere Stadt tatsächlich ärmer werden, wenn es im Stadtbild keine sichtbaren Orte der Jugendkultur und Jugendbegegnung mehr gibt. Geben wird es aber auch weiterhin Kinder und Jugendliche, die solche Orte, wie beispielsweise unseren offenen Treff, brauchen. Für sie und ihre Interessen wollen wir uns auch weiterhin einsetzen und kämpfen für den Erhalt eines offenen Angebotes in der Jugendkirche.
In dieser Woche bleibt die Tür zum offenen Treff geschlossen. Damit beteiligen wir uns an den stadtweiten Protesten gegen die Kürzungspläne. An unserem großen Fenster zum Park der OdF haben wir jedoch unseren Treff-Besuchern die Möglichkeit gegeben, ihre (teils langjährigen) Erfahrungen zu schildern und damit auch, was zukünftig hier fehlen würde.
So schreibt zum Beispiel Chelsea: „ich bin 11 Jahre alt. Ich komme sehr gerne in die Jugendkirche, weil es ein sehr schöner Ruhe- und Spielort ist, in dem wir viele verschiedene Ausflüge machen und es immer Spaß macht. Man kann hier im Jugendclub auch Geburtstage feiern was ich richtig toll finde“.
„Die Nachricht, dass die Juki geschlossen werden soll, hat mich tief getroffen.
Für viele mag es nur ein Treffpunkt für Jugendliche gewesen sein – ein Ort zum Reden, Musik hören oder einfach Zeit verbringen. Doch für mich und meine Geschwister war es weit mehr als das.
Der Club war unser sicherer Ort – ein Platz, an dem wir zur Ruhe kommen konnten, wenn es zuhause schwierig wurde. Besonders in der Zeit, als unsere Mutter an Krebs erkrankte, war der Jugendclub für uns wie eine zweite Familie.“ (Jasmin, heute 21 Jahre alt).
„An diesem besonderen Ort habe ich meine ganze Kindheit verbracht, ich habe hier meine Freunde kennengelernt, die auch noch immer sehr gute Freunde sind, hab meinen zukünftigen Mann gefunden und viele schöne Erinnerungen und Erlebnisse verbinde ich mit diesem Ort.
Es ist eine Schande, dass solche Projekte wie diese, einfach abgesägt werden. Es kann einfach nicht sein, dass immer wieder an der Zukunft unserer Kinder gespart werden soll.“, das meint Monique.
Und Nicole schickt uns aus Dortmund folgende Zeilen: “ Damals als ich 14/15 Jahre alt war, fand ich kaum Anschluss zu einem zufriedenen Leben. Doch gab es 2 Orte die ich als freudig empfand. Dort ging ich regelmäßig hin, um meine Freude wieder zu finden. Zum einen war es Karate, dass mir Kraft gab, mich körperlich zu verteidigen, Kraft psychologisch mit den schrecklichen Problemen, innerhalb der Familie, die ich nicht in Details erzählen möchte, umzugehen. Der zweite Ort, in dem ich mich wohl fühlte, war nicht weit von meiner damaligen Wohnung, als Kind, entfernt ...die Jugendkirche… einfach nur ein sicherer Hafen, wenn es den nicht zu Hause gab.“
Chemnitz, den 25. November 2025
Antje Kreutziger und Christiane Walter
beide Sozialpädagoginnen im offenen Treff der Jugendkirche Chemnitz
Neues aus dem Offenen Treff Oktober 2025
Einen kleinen Rückblick auf die letzten Wochen im Offenen Treff gibts im
Selma Seidel, angestellt über den Förderverein Evangelische Jugend Chemnitz e.V., verstärkt nun unser Team. Herzlich willkommen!
Sie wird als Jugendmitarbeiterin vielfältige Aufgaben und Dienste übernehmen, euch in den JG's besuchen und unterstützen, Freizeiten und Veranstaltungen mitgestalten.